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Die Bedeutsamkeit von Antisozialität und Psychopathie bei der Risikoprognose von Sexualstraftätern

Dahlnym Yoon

 

Die einflussreichste Operationalisierung von Psychopathie basiert auf der Psychopathy Checklist-Revised (PCL-R) und betrachtet die Persönlichkeitsstörung als eine Kombination von zwei Faktoren: Psychopathische Kernpersönlichkeitsmerkmale (Faktor 1) und Antisozialität (Faktor 2), wobei Antisozialität stärker mit Rückfälligkeit verbunden ist. Aufgrund der großen Überschneidung zwischen den diagnostischen Kriterien der Antisozialen Persönlichkeitsstörung (ASPS) und dem PCL-R-Faktor 2 wurden beide Konstrukte in bisherigen Studien zur Untersuchung von Antisozialität und Psychopathie bei Sexualstraftätern häufig gleichgesetzt. Der Vortrag bietet einen kurzen Überblick über variablen- und personen-zentrierte Ansätze zur Untersuchung von Antisozialität und Psychopathie. Ferner werden differenzierte Analysen unter Anwendung sowohl der ASPS-Diagnose als auch der PCL-R in einer repräsentativen Stichprobe österreichischer Sexualstraftäter (= 1,123) mit einer durchschnittlichen Katamnesedauer von 10.1 Jahren vorgestellt, um den inkrementellen Beitrag der PCL-R über die dichotome Diagnose der ASPS hinaus im Rahmen der angewandten Risikoprognose zu diskutieren. 

 

Dr. Dahlnym Yoon Ph.D. ist eine der Forschende im Dark tetrad Assessment and Research Team Hagen an der FernUniversität in Hagen. Sie ist für die Lehre und Betreuung von Master- und Promotionsarbeiten zu rechtspsychologischen Themen verantwortlich und arbeitet derzeit an einem Forschungsprojekt, in dem die Konstruktvalidität verschiedener Messverfahren für Psychopathie untersucht wird. Sie gibt Fortbildungen für Fachkräfte in Maßregel- und Justizvollzugsanstalten über angewandte Risikobeurteilung insbesondere im Bereich von Schutzfaktoren, und ist selbst als forensisch-psychologische Sachverständige für das Landgericht Berlin tätig. Zuvor arbeitete sie in Forschungsprojekten zur Evaluation von Behandlungsmaßnahmen in den sozialtherapeutischen Anstalten in Hamburg und Berlin, sowie in einem internationalen Forschungsprojekt, welches durch das Koreanische Institut für Kriminologie (KIC) finanziert wurde und dessen Ziel in der Optimierung des aktuellen Strafrechtssystems für Sexualstraftäter in Südkorea bestand.